Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Montag, 29. Juni 2015

Welcome to Miami!


Aber bevor es soweit ist, steht noch eine ganze Menge Arbeit an...
Ich durfte mit meiner Düsenmutti Katja in den Purser Briefingraum.  

Dort bereiten sich die fliegenden Purser-Muttis (und natürlich alle anderen) auf ihren Flug vor. Man erfährt am Computer, wie viele Passagiere mitfliegen und wie lange der Flug dauert.

Und ob es Gäste gibt, um die man sich besonders kümmern muss. Wie zum Beispiel Kinder, die alleine, ganz ohne Mama und Papa durch die Gegend fliegen!

Sie besuchen Oma und Opa oder reisen zu ihren Familien nach Hause. Stell dir das mal vor, Luisa! Alleine in so einem großen Flugzeug! Aber die Kinder machen das ganz prima, hat mir meine Düsenmutti erzählt. Und die Flugbegleiter kümmern sich auch immer ganz lieb um sie. So wie sie sich immer um mich kümmern, hihi...

Nachdem wir das alles erledigt hatten, haben wir uns noch ein kleines Frühstück gegönnt. Denn bevor man im Flugzeug die Zeit findet, etwas zu essen, kann einem der Magen schon mal in der (Bären-)Kniekehle hängen! 

Nach dem Briefing der gesamten Crew - alle Flugbegleiter und die Piloten treffen sich und bereden noch einmal gemeinsam den Flug – sind wir mit einem Bus zum Flugzeug gefahren.

Zur Sicherheit tragen alle eine gelbe Warnweste, damit man immer gesehen wird und es zu keinem Unfall kommt. Leider habe ich noch keine Weste und so habe ich mich ganz eng an meine Düsenmama gekuschelt. 

Am Flugzeug angekommen stellen alle Crewmitglieder ihre Koffer ab und gehen an Bord. Schau mal Luisa, wie viele Koffer das sind!     


Während die Flugbegleiter ihre Arbeitsplätze vorbereiteten, habe ich es mir noch ein wenig bequem gemacht und mir die Business Klasse angeschaut. Schön kuschelig hier!   
                                                 
Ich durfte mich auch während des Fluges dort ein wenig ausruhen, denn der Flug hat lange 11 Stunden gedauert. Da kann man schon mal müde werden...

Nachdem wir dann endlich im Hotel angekommen sind, habe ich es nur noch geschafft, aus dem Fenster zu sehen und den Pool zu bewundern und dann bin ich ins Bett gekippt, denn es war schon 5Uhr früh in Deutschland! Die Zeitverschiebung haut mich jedes Mal von den Tatzen! 

Am nächsten Morgen wurde ich von der Sonne geweckt. Ich konnte vom Zimmer aus ganz weit aufs Meer schauen und links und rechts den Strand hinunter. Wie schön, gell?!
                                                                                          
Aber auf einmal hat mich etwas ganz dolle angeknurrt! Ich habe ganz erschrocken meine Düsenmama angeschaut und stell dir vor, sie hat nur gelacht! Sie wusste nämlich ganz genau, was das Knurren war: Mein Magen!

Mann, hatte ich einen Bärenhunger! Also auf zum Frühstücksbuffet... Nach dem riesigen Frühstück sind wir am Strand spazieren gegangen.

Schau mal, Luisa, es kann ganz schön gefährlich sein, sich in die Fluten zu stürzen... Die Wellen hier am Strand können sehr hoch sein und dich ganz schnell ins Meer ziehen.  Du kennst mich ja, ich bin kein Seebär. 

Deshalb bin ich, nachdem ich das gelesen habe, lieber am Strand geblieben und habe mir die Zeit mit Muscheln suchen vertrieben...  

Guck mal, ich habe ja wohl die coolste Liege der Welt, oder? Das Herz ist nur für dich, damit du deinen ollen Bärenbruder nicht vergisst. 
                                  
Zwischendurch habe ich die Tatzen mal ins Wasser gehalten...Brrrrr.... viel zu kalt zum Baden!                                                                                 


Nachdem wir uns noch ein bisschen am Pool aufgehalten haben und viel Sonne getankt haben, ging es auch schon wieder nach Hause.

Das war nur ein kleiner Aufenthalt und mir taten ganz schön dolle die Knochen weh!


Auch hier hat uns wieder ein Crewbus abgeholt und vom Hotel zum Flughafen gebracht. Das ist immer ganz praktisch und so kommt die Crew auch immer pünktlich zum Flughafen.                                                                                                                                                                                             Damit ich nicht verloren gehe, aber trotzdem alles sehen kann, was am Flughafen so passiert wurde ich unter den Griff der Handtasche geklemmt und los ging ́s.
                                           

Am Flugzeug angekommen, durfte ich mit dem Kapitän den sogenannten Outside Check machen. 

Wir haben das Flugzeug von außen untersucht, ob alles in Ordnung und ganz ist, zum Beispiel am Fahrwerk. Und dann hat der Kapitän mich in ein Triebwerk gesetzt – sieh nur, wie groooß das ist. 

Guck mal wie klein ich im Triebwerk aussehe!


Danach durfte ich im Cockpit noch ein wenig bei der Arbeit zuschauen. Hier studiere ich gerade den Flugplan. Darauf erkennt man den Weg, der geflogen wird und vor allem die Flugzeit und das Wetter unterwegs.

Leider war das Wetter auf dem Rückweg nicht so schön und ein doller Wind hat das Flugzeug ordentlich durchgeschüttelt. 

Meine Düsenmama war ganz grün im Gesicht und hatte dann auch keine Lust mehr Fotos zu machen. Mir war auch ganz flau im Magen und ich war froh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. 

Aber trotzdem hatte ich eine Menge Spaß auf diesem Flug und ich freue mich schon auf meine nächste Reise und darauf, dir davon zu berichten! 

dein Lu


© Katja Grabe-Michel & Anke Mössner 2015

Dienstag, 9. Juni 2015

Auch Flugbegleiter müssen zur Schule


Liebe Luisa,
heute ist ein wichtiger Tag. Wusstest du, dass Flugbegleiter jedes Jahr ganz viele Tests machen müssen, damit sie überhaupt Fliegen dürfen? 

Jetzt bin ich schon 3 Monate mit ihnen unterwegs, aber das wusste ich nicht. Jedes Jahr muss jeder aktive Flugbegleiter mehrfach ins Schulungszentrum und dort seine Lizenzen erneuern. 

Wenn man Vollzeit fliegt, dann hat man max. 3 verschiedene Flugzeugmuster für die man sozusagen einen Führerschein bzw. Lizenz machen muss. Die ist ganz wichtig und darf nicht verfallen. Sie muss jedes Jahr mit einem Test aufgefrischt werden. Da wird dann in einem schriftlichen Test die Theorie für das Muster geprüft und in einem praktischen Test viele andere Dinge. Ich habe immer gedacht ein Flugbegleiter darf in jedem Flugzeug arbeiten. 

Diese Tests sind vom Luftfahrtbundesamt vorgeschrieben. Wenn man sie nicht besteht, dann darf man dieses Muster erstmal nicht mehr fliegen und im schlimmsten Fall kann man sogar seinen Job verlieren. So streng und wichtig ist das. 
Die Flugbegleiter müssen also jedes Jahr die Lizenzen für ihre Flugzeugmuster erneuern und dann noch viele anderen Lizenzen. Erste-Hilfe-Lizenz um jemanden, dem es auf einem Flug nicht gut geht helfen zu können. Fire Fighting, um ein Feuer in kürzester Zeit unter Kontrolle zu bringen und zu löschen. Dangerous Goods, das sind gefährliche Güter. Wenn z.B, ein Akku von einem Smartphone oder Laptop brennt oder eine gefährliche Flüssigkeit ausläuft. Medizinischer Check-Up. Ja, sie müssen jedes Jahr zum Fliegerarzt und werden dort ganz genau untersucht, ob sie fit genug sind, diesen Job machen zu können. Dafür muss man aber auch fit sein.

Immer wieder wird das geübt und getestet, damit man im Falle eines Falles schnell und richtig reagiert. Im Flugzeug zählt jede Sekunde. Die Flugbegleiter sind nämlich eigentlich für die Sicherheit in einem Flugzeug da. 

Sie müssen ein vollbesetztes Flugzeug innerhalb von 90 Sekunden über die Hälfte der verfügbaren Notausgänge evakuieren können. Sie müssen Feuer löschen können, Erste Hilfe leisten, Streits schlichten, Gefahrgüter richtig behandeln und noch so viel mehr. Puh, mir raucht ganz schön der Kopf, bei so viel Information.
 
Da muss jeder Handgriff und jedes Kommando sitzen. Sie müssen genau wissen, wo die verschiedenen Teile die zur Notausrüstung gehören in einem Flugzeug verstaut sind. Wie die Kommandos und die Handhabung der Türen im Normal- und im Notfall sind. Puhhh, ich dachte immer das wäre ein easy Job, von wegen. 

Sie haben dafür verschiedene dicke Ordner, wo alles drinsteht und womit sie für die Prüfungen lernen. Jedes Jahr ändern sich viele Dinge in den Unterlagen und das müssen sie alles wissen. 
Heute fahren wir nach Frankfurt. Wir fahren mit dem ICE hin, weil meine Düsenmutti nicht in Frankfurt wohnt. 

Ui, der ist ja fast so schnell, wie ein Flugzeug beim Starten. Wir sind viel schneller als die Autos auf der Autobahn. Cool. Über 300 km/h. Da hat man Druck auf den Ohren, wie im Flugzeug. 

Diesmal geht es allerdings nicht auf die Basis, wo ich sonst immer bin. Wir fahren mit dem Bus zum LFTC. Das ist das Lufthansa Trainings Center, wo man das alles lernt und wo geprüft wird. Wow, ein riesiges Gebäude mit ganz vielen Klassenräumen und Hallen.

Hier werden auch die neuen Flugbegleiter ausgebildet. 

Es gibt Räume da stehen nachgebaute Flugzeuge drin und dort kann man die Servicesachen trainieren, Klassenräume wo alles gelernt wird, Spezialräume wo man z.B. Feuerlöschen üben muss, Computerräume wo ganz viele Computer drin sind an denen ebenfalls gelernt wird und dann gibt es noch die Mockup Halle. 

So, jetzt aber erst ein Mal den richtigen Raum finden. Nur nicht zu spät kommen!

Zuerst müssen wir in einem Vorraum warten, dort kommt uns dann der Trainer abholen und dann geht es so richtig los. Ich bin so aufgeregt. 

Ui, das ist Wahnsinn, so etwas habe ich noch nie gesehen. Hier sind alle Flugzeugtypen als Simulator nachgebaut. Das ist eine riesige Halle hier. Boah!

Von innen sehen sie aus wie ein richtiges Flugzeug und der Trainer kann über den Computer die verschiedensten Situationen nachstellen. Also z.B. Feuer im Flugzeug, eine Notlandung an Land oder Wasser und vieles mehr. Die Fenster sind Monitore, die dann bildhaft die Situation darstellen. Z.B. Feuer vor dem Flugzeug oder Wasser.
  
Der Trainer bestimmt, wer an welcher Flugzeugtür sitzt und dann geht der Test los. Jeder muss jede Türe immer beherrschen, obwohl es da Unterschiede gibt, wie man an bestimmten Türen reagieren muss. Das muss man alles wissen und unter Stress auch richtig machen. Wahnsinnig anstrengend. Bin ich froh, dass ich nicht getestet werde.

Der Simulator reagiert dann fast so, wie in echt. Es rumpelt, wackelt und kracht, fast wie in der Achterbahn. Die Kabine ist verraucht und dunkel usw. Ganz schön unheimlich und dann müssen die Flugbegleiter immer richtig reagieren und das Richtige tun. 

Bei einer Evakuierung ist es dann ganz schön laut! Es werden Kommandos gebrüllt und man muss so schnell wie möglich das Flugzeug verlassen. Da durfte ich sogar einmal auf der Notrutsche rutschen. Auf dem Spielplatz mach mir das aber mehr Spaß. 
Was für ein aufregender Tag! Soviel neue Sachen, die ich gelernt und gesehen habe.  Da können die lieben und immer lächelnden Flugbegleiter auch mal ganz anders sein. Da ist Schluss mit lustig. Das muss aber so sein, damit alle gerettet werden können. Da herrscht ein Ton, wie in der Kaserne. Unglaublich beeindruckend. 

Ich wusste überhaupt nicht, dass ein Flugbegleiter so viel können muss. Auf manchen Flügen habe ich ja schon mal mitbekommen, wenn es jemanden nicht gut ging, dass sie Erste Hilfe ausüben mussten. Dass da aber noch so viele andere Dinge sind wusste ich wirklich nicht.

Sie müssen auch ganz schnell handeln, wenn an Bord ein Feuer ausbricht. Das ist ganz gefährlich. Man kann ja nicht mal eben landen. 

Da müssen sie dann sehr schnell und richtig handeln. Sehr aufregend. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wirklich niemand an Bord raucht. Das gibt richtig Ärger für denjenigen. Es ist zwar verboten, aber leider kommt es manchmal noch vor. 

Es werden auch noch andere Aufgaben im praktischen Test geübt und abgefragt. Irgendwann geht es dann zurück in den Lehrsaal. Da werden dann auch noch Dinge besprochen die sich evtl. geändert habe in dem Jahr und am Ende wird ein Test geschrieben. Und wenn man alles bestanden hat, dann hat man es wieder die Lizenz für ein Jahr.

Das ganze macht man dann ein paarmal im Jahr. Man muss auch immer regelmäßig auf dem Flugzeugtyp z.B. auf der 747 fliegen. Wenn man zu lange ein Muster nicht geflogen ist, verfällt die Lizenz auch. Puh, ganz schön viele Test und Dinge wo man drauf achten muss. 
Ich sehe den Beruf jetzt mit ganz anderen Augen. Sie müssen da oben in der Luft so viele verschiedene Jobs auf einmal können. Man kann ja nicht mal schnell jemanden anrufen und zur Hilfe holen. Da drüber habe ich mir vorher nie Gedanken gemacht. Sie sind Feuerwehrmann, Krankenschwester, Koch, Servicekraft, Psychologe, Streitschlichter, Babysitter, Touristenführer und viele mehr. Gar nicht so ohne!


Jetzt fahren wir erst mal wieder zurück. Ich bin fix und fertig. Das ist ja fast noch anstrengender und aufregender als ein Langstreckenflug. 



Liebe Grüße vom sehr nachdenklichen
Lu
©Anke Mössner 2015