Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Mittwoch, 6. Mai 2015

New York - Mein Lieblingsbaum steht hier, der Survivor Tree



Liebe Luisa, 

Anke hat mich wieder mitgenommen. Ich habe mich so gefreut, als sie am Crew Check In nach mir gefragt hat. Wir waren ja schon zusammen unterwegs und ich freue mich immer, wenn ich wieder mit darf. 

Also, auf nach New York! Diesmal hat auch das Wetter phänomenal mitgespielt. Das letzte Mal war ja noch Schnee da. Dieses Mal erwarteten uns 18 Grad und strahlend blauer Himmel. Ein Traum.

Meine Düsenmutti hat mir direkt gesagt, dass wir ein strammes Programm haben werden. Sie wollte sich das 9/11 Memorial und das Empty Sky Memorial anschauen. 


Das hörte sich sehr interessant an und ich war so aufgeregt. Wir haben uns dann schnell die kostenlose App für das 9/11 Memorial geladen und so konnten wir schon ganz viele Informationen zu allem bekommen. Jetzt war ich noch aufgeregter.


Diesmal sind wir mit der großen 747/8 nach Newark geflogen. Das ist der Flughafen in New Jersey, quasi auf der anderen Seite des Hudson Rivers. 


Es war zwar ein sehr anstrengender Flug, aber wir sind noch am Ankunftsabend gut 6 km an der Uferpromenade entlang gelaufen. Wir wollten schon mal gucken, wo die Fähren ablegen und ob man das am nächsten Tag auch alles schaffen könnte.

Es war atemberaubend. Dieser Blick auf die Skyline von Manhatten war einfach unglaublich. Die Sonne ging unter, als wir dort so entlang geschlendert sind. Mir fehlen einfach die Worte dafür. Ich hätte die ganze Nacht dort auf einer der Bänke sitzen und die Skyline bewundern können.

Als wir dann abends im Hotel angekommen waren, sind wir todmüde ins Bett gefallen. Mensch, was habe ich tief und fest geschlafen. 


Am nächsten Morgen war ich schon vor der Düsenmutti wach. Ich habe mir den Sonnenaufgang vom Fenster aus angeschaut. Dort konnte man nämlich auch die Skyline sehen. Traumhaft. 


Da ich schon mal wach war,  habe ich schnell einen starken Kaffee gekocht und die Düsenmutti geweckt. Ich war so aufgeregt.

 Sie hat gesagt, wir fahren mit der Fähre. Ich bin noch nie auf einer Fähre gefahren. Das ist der schnellste Weg um von der einen Seite des Hudsons auf die andere Seite nach New York zu kommen.

Also, schwuppdiwupp ins Bad. In der Dusche war wieder ein riesiger Duschkopf. Da passen mindestens 20 von mir drunter. Es fühlt sich an, als würde man im Regen spazieren gehen.

Diesmal gab es auch einen Vergrößerungspiegel, ups, habe mich ganz schön erschrocken, als ich mich darin das erste Mal gesehen haben. Ich war ein ganz schön dicker Bär! So, noch Zähneputzen etwas After Shave drauf und ich war startklar für das aufregende Abenteuer. 

Und dann ging es los, ab in die Tasche und Richtung Wasser. Wir sind zum Paulus Hook Pier gelaufen. Dort fahren den ganzen Tag viele verschieden Fähren zu den verschiedensten Anlegestellen in Manhatten ab. Da mussten wir fragen, welche die richtige Fähre ist. Ich war so hibbelig, meine erste Fährfahrt.  


Also, Slip 6 und da hupte sie auch schon, wir mussten uns sputen, damit wir sie noch bekamen. Auf der Fähre sind wir nach oben gegangen, dort konnte ich viel besser sehen und mir den Wind um den Pelz wehen lassen. Je näher wir Richtung Manhattan fuhren, desto größer wurden die Wolkenkratzer der Skyline. Gigantisch!


Die Fahrt ging ganz schnell. Ich glaube noch nicht mal 10 Minuten, dann waren wir schon drüben. Lu Düsenbär mitten in Manhattan, was für ein Erlebnis. 


Ich konnte schon von Weitem das neue One World Trade Center sehen. Das ist wahnsinnig groß. Leider war die Aussichtsplattform noch nicht eröffnet. Erst im Mai wird sie eingeweiht. Anke hat mir versprochen, dass ich da auf jeden Fall mal hoch darf. Das wäre cool.

Und dann waren wir auch schon auf der Außenfläche des Memorials. Es war noch ganz früh am Morgen und wenige Menschen dort. Die Sonne stand noch nicht hoch am Himmel und es war ein wunderschönes Licht. 


Es stehen ganz viele Bäume dort und es sind zwei riesige große Wasserfälle dort.
Sie wurden in den Grundrissen der ehemaligen Tower gebaut zum Gedenken an die Opfer von 9/11.


Anke hat mir erzählt dass am 11. Sep. 2001 zwei Flugzeuge in die Tower geflogen sind und diese dann eingestürzt sind. Ganz viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen und hier ist jetzt dieses Memorial gebaut worden, damit man einen Ort hat um die Opfer in Ehren zu halten.  

Ich war damals gerade erst auf der Welt, deshalb wusste ich nicht viel darüber. Sie hat mir erzählt, dass die Häuser fast so groß waren, wie der neue Tower.


Es ist eine schöne Gedenkstätte. Weißt du, damals ist etwas Unglaubliches passiert. Man hat unter all dem Schutt, der Asche und den Trümmern einen Birnbaum gefunden. 


Er hatte fast alle Äste verloren, hat teilweise gebrannt und sah ganz schlimm aus.
Sie haben diesen Baum ausgegraben und in einen Park gebracht, weil sie wollten, dass es ihm wieder gut geht. 

Zuerst hat man nicht daran geglaubt, dass er das überlebt. Der Baum wollte aber leben. Er fing wieder an zu blühen und neue Äste auszutreiben.


Als das Memorial fertig gebaut wurde, hat man ihn hier wieder eingepflanzt. Luisa, er sah so toll aus. Dieser Birnbaum stand dort in voller Blüte. Wunderschön. 



Man kann ganz genau sehen, wo die alten dicken knorrigen Äste abgebrochen waren und die neuen frischen Äste wieder gewachsen sind.


Stark, kraftvoll und mutig steht er dort. Seine tiefen Wunden sind verheilt und er steht dort wie zum Trotz. Er hat so viel Schlimmes mitgemacht, aber er hat nie aufgegeben, genau wie viele Leute damals, die diesen furchtbaren Tag mit erlebt haben. Ich fand die Geschichte von dem Baum so toll. Er heißt Survivor Tree und er ist für mich der schönste Baum, den ich je gesehen habe.


Dann waren wir noch in dem neuen Museum. Dadurch, dass wir so früh morgens dort waren, war noch gar nichts los. Wir haben zwei ganz reizende alte Ladys kennen gelernt. 


Sie haben erzählt, dass sie schon seit 65 Jahren befreundet sind. Sie wohnen mittlerweile in verschiedenen Staaten und sind nach New York gekommen, um ihren 80. Geburtstag zu feiern. Toll. Ich wünsche mir auch, dass ich mal einen Freund über so lange Zeit habe. Das ist etwas ganz besonderes.


Das Museum war unwahrscheinlich  beeindruckend. Ich konnte dort Dinge sehen, die wirklich von dieser schlimmen Zeit stammten. Das Museum ist ziemlich gedimmt beleuchtet, fast wie in einer Kirche. Alle waren ganz ruhig dort drin. 


Mich haben die ganzen Ausstellungsstücke und die Filme und Audioaufnahmen sehr beeindruckt. Ich kannte es ja nicht. Meine Düsenmutti hat mir erzählt, dass jeder, der diesen Tag erlebt hat, noch genau weiß, was er gemacht hat oder wo er gerade war, als die Nachricht kam. So ein weltbewegendes Ereignis war das.



Man konnte einen echten Feuerwehrwagen sehen, der durch die Trümmer stark beschädigt wurde, dicke Stahlträger die sich gebogen haben wie Gummi und auch ein Stück von der Antenne des alten World Trade Centers konnte man sehen und sehr viele andere Dinge. 





Das Museum ging immer tiefer unter die Erde, wo noch die Originalmauern der alten Gebäude waren. Sehr beeindruckend. Es ist quasi unter den Grundrissen der Originalgebäude gebaut worden.


Dann sind wir wieder zurück zum Hudson River gegangen. Strahlend blauer Himmel hat uns begleitet. Zurück sind wir mit einem Wassertaxi gefahren, das wie die echten Taxis hier in New York auch ganz gelb war.




Wir sind zum Liberty State Park rüber gefahren. Das ist ein wunderschöner Park. Hier kann man toll Spazieren oder Joggen gehen und den Tag vertrödeln. 


Dort ist das Empty Sky Memorial. Es würde für all die Opfer errichtet, die aus New Jersey stammten. 




Meine Düsenmutti hat gesagt, je nachdem, aus welchem Winkel man dann in Richtung Manhattan schaut, sieht das Empty Sky Memorial so aus, wie die Tower, die eingestürzt sind. 

Und es stimmt. Ich habe ja im Museum gesehen, wie die Skyline früher ausgesehen hat. Wenn man dann mit etwas Abstand das Empty Sky Memorial anschaut, dann sieht es wirklich so aus, wie auf dem Foto.
Im Liberty State Park ist man auch ganz nah an der Statue of Liberty. 


Man kann von hier aus mit einer Fähre dorthin fahren. Dazu hatten wir aber leider keine Zeit. Es sind auch ganz alte Fähranleger aus Holz dort. Die sind schon total verwittert. Sieht irgendwie klasse aus. Das alte verwitterte Holz und die moderne Skyline im Hintergrund.


So, jetzt war es aber auch leider schon wieder Zeit Richtung Hotel zu fahren. Wir waren schon 5 Stunden unterwegs und sind über 12 km gelaufen. Uns taten ganz schön die Füße weh. Zurück sind wir die Washington Street entlang geschlendert, die führt durch den historischen Stadtteil von Jersey.


Da sind ganz schöne alte Häuser. Überall waren Kirsch- und Birnbäume in voller Blüte. Ein Meer von rosa und weißen Blüten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie betörend das überall geduftet hat. Konnte mich gar nicht satt daran sehen. Im Hotel haben wir uns noch ein bisschen Schlafen gelegt vor dem anstrengenden Rückflug.

Diesmal war er wirklich sehr anstrengend. Wir hatten ein Medical. Das heißt einem Gast ging es nicht gut. Wir mussten sogar einen Arzt ausrufen. Die Flugbegleiter sind zwar auch sehr gut medizinisch ausgebildet, aber wenn ein Arzt am Bord ist, dann fühlt sich doch jeder wohler.


Es waren sogar zwei Ärzte an Bord und sie haben sich dann um den Gast gekümmert. Wir haben einen ganz großen Arztkoffer an Bord mit allem drin, was ein Arzt benötigen könnte. Zuerst wurde sogar überlegt, ob wir irgendwo Zwischenlanden müssten, da es dem Gast wirklich nicht gut ging. 



Die Ärzte haben aber dann entschieden, dass sie ihn mit Hilfe der Medikamente und Utensilien im Koffer auch während des Fluges behandeln konnten. Sie sind während des ganzen Fluges bei diesem Gast geblieben. In Frankfurt ging es dem Gast dann auch wieder besser. Das war ganz schön aufregend.


Dann habe ich noch kräftig in der Galley mitgeholfen. Wagen auf- und abbauen, Kaffee kochen, den Müll in die Presse gesteckt, die Öfen wieder eingeräumt und vieles mehr.


In der Wache habe ich dann die kleinen Dosenverschlüsse von allen Dosen abgemacht. Die sammeln die Flugbegleiter nämlich. Sie unterstützen damit ein Projekt, dass in Thailand aus diesen Verschlüssen Prothesen für kranken Menschen herstellt. Toll. 


Also habe ich schön brav alle Verschlüsse abgemacht und in die Tüte gesteckt. Auf der Basis in Frankfurt werden die Tüten dann gesammelt.

Es war ein unglaublicher Umlauf. Ich habe so viel erlebt und gemacht und das alles in nur 24 Stunden in New York. Jetzt muss ich die ganzen Eindrücke erst einmal verarbeiten. Ich habe aber ganz viele tolle Fotos für dich gemacht!

C U
dein Lu

©Anke Moessner 2015



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