Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Sonntag, 3. Mai 2015

Charlotte und die schnellen Autos...


Liebe Luisa,

bei meinem nächsten Einsatz als Weltenbummlerpraktikant durfte ich mit Anu Triebel nach Charlotte in Amerika reisen. Charlotte ist eine 350 Jahre alte Stadt im Osten der USA im Staat North Carolina.
Bevor die ersten Siedler aus Europa kamen und aus einem einfachen Flecken Erde diese Stadt entstehen ließen, wohnten dort vor allem Ureinwohner vom Stamme der Sioux. Von ihnen ist heute aber so gut wie nichts mehr zu sehen. Schade! Indianergeschichten hätte ich auch sehr spannend gefunden. Aber ich habe trotzdem Tolles gesehen. 
Charlotte wurde nach Charlotte von Mecklenburg-Strelitz benannt. Die war mal Königin von England. In Charlotte wurde das erste Gold in Nordamerika gefunden, was der Auslöser für den großen Goldrausch war. Hier wurde die erste Goldmine Amerikas gebaut, aber ziemlich bald wanderten alle Goldsucher in den Wilden Westen ab, wo mehr Gold zu finden war. Heute stehen in Charlotte viele Banken. Hier wird mit ganz viel Geld gehandelt.
Die Goldgräberstimmung hält also noch an. Bevor wir aber in Charlotte etwas unternehmen konnten, mussten wir ja erst mal hin fliegen. 
Vor unserem Abflug haben wir den Umlauf am Computer auf der Lufthansabasis vorbereitet. Anu hat sich ganz viele Informationen ausgedruckt und durchgelesen. 

Z.B. wie viele Gäste kommen und welche Besonderheiten zu beachten sind, wie viele Spezialessen bestellt wurden, ob jemand ein Tier mit ins Flugzeug bringt und wie lang der Flug dauert, was man alles bei der Einreise in die USA beachten muss und und und…


Hui, da sauste es schon ein wenig in meinem Kopf. Aber zum Glück hatten wir bis zum Briefing – das ist die Vorbesprechung des Fluges mit allen teilnehmenden Crewmitgliedern - noch ein wenig Zeit für einen Kaffee und die Beantwortung all meiner Fragen. 
Nach dem Briefing haben wir dann einen Crewbus bestellt, der uns zum Flugzeug bringen sollte. 
Vorher noch schnell ein paar Ohrstöpsel mitnehmen, denn auf dem Vorfeld ist es oft sehr laut vom Sausen all der Flugzeugmotoren und dann ging es los zur D-AIKR, einem Airbus A330. 


Ganz schön groß so ein Flugzeugtriebwerk. Guck mal Luisa, wie ich darin fast nicht mehr zu sehen bin. 

An Bord angekommen wurde zügig alles Crewgepäck verstaut. 

Dann haben Anu und ihre Kolleginnen die Kabine, die Flugzeugküchen und den Willkommenstrunk für die Gäste vorbereitet. 


Dann kamen auch schon unsere Fluggäste. Es ist immer wieder aufregend, wer da so alles an Bord kommt. Nachdem alle Gäste eingestiegen, alle Getränke verteilt, die leeren Gläser wieder eingesammelt und alle Küchen und die Kabine für den Start vorbereitet waren, hieß es dann anschnallen und hoch in die Lüfte. 


Während des Fluges wurden nicht nur die Fluggäste mit Essen und Getränken versorgt, sondern es musste auch noch allerlei anderes erledigt werden. Es wurden Zolllisten ausgefüllt. Auf Flügen in bestimmten Ländern, müssen wir alle alkoholischen Getränke zählen, notieren und in Listen eintragen. 
Wenn etwas an der Kabinenausrüstung kaputt ist, muss dies in ein spezielles Buch -dem sogenannten Cabin Log Book- eingetragen werden. Das machen die Purser. Alles was ihnen gemeldet wird, muss dort eingetragen werden, damit es repariert werden kann. 

Auf unserem Flug nach Charlotte hatten wir wieder zwei Purser dabei. Das ist ganz normal auf Langstreckenflügen. Der P2 (Purser II) ist für die Leitung der gesamten Kabine zuständig, und der P1 (Purser I) vertritt den P2, wenn dieser z.B. in der Pause ist oder aus irgendeinem Grund ausfallen sollte. 
Unsere P2 war diesmal die Kristina. Mit der war ich schon in Kapstadt, die ist sooo nett! Unser P1 war der Uwe. Der war auch voll toll! Er hatte zur gleichen Zeit Wache wie ich und mir einige Dinge gezeigt, wie z.B. dieses Cabin Log Book oder wie die Telefone im Flugzeug funktionieren. Hier können sich nämlich alle Crewmitglieder gegenseitig anrufen. 

Mit „alle“ meine ich auch die Cockpitkollegen und die riefen dann sogar tatsächlich gleich an um mich auf einen Blick aus dem Cockpitfenster einzuladen. Ich war ja nun schon ein paar Mal dort vorne, aber es ist immer wieder supercool da raus zu schauen. Welch ein watteweicher Anblick….aaaah! 


Zurück in der Galley bei Uwe durfte ich noch ein wenig Spökes machen und als ich etwas müde wurde, scheuten er und Michaela sich nicht, auch ein wenig mit mir zu kuscheln. Das hat gut getan. 

Nach der Landung in Charlotte ging es dann schnell ins Hotel. 
Anu und ich waren so müde, dass wir uns nach einer schnellen Dusche ganz hurtig ins Bettchen kuschelten. 
Am nächsten Morgen sind wir dann ganz schön zeitig aufgewacht. Das kommt von der Zeitverschiebung sagt Anu. In Deutschland ist es sechs Stunden später als in Charlotte. 

So früh aufstehen? Da gab es erst mal einen leckeren Tee. 

Viel Zeit haben wir uns aber nicht gelassen, denn wir hatten ja nur einen Tag Aufenthalt in Charlotte und einiges vor. Also hopphopp unter die Dusche und schnell raus ein kleines Frühstück genießen, bevor es zu Fuß in einen großen Supermarkt ging. 


Die meisten Flugbegleiter haben immer eine kleine Einkaufsliste dabei, wenn sie auf Tour gehen. In jedem Land haben sie so ihre kleinen Spezialitäten, die sie gern ihren Liebsten zuhause oder sich selbst mitbringen. 

Anu hat fast nur langweiliges Zeugs gekauft, einfach nur, weil es in den USA billiger als bei uns zu Hause ist. Aber ein paar Süßigkeiten für mich und ihre kleine Tochter waren auch dabei. Und Erdnussbutter. Anu LIEBT Erdnussbutter. 
Und nach dem erfolgreichen Supermarktbesuch wurde es dann so richtig interessant.
                                                                                                                                                                                                                             Neben vielen anderen Sportarten wie z.B. Basketball, Football, Baseball und Eishockey findet man in Charlotte eines der größten Motorsport-Zentren Nordamerikas, den Lowe’s Motor Speedway. Dieses Rennstadion ist Austragungsort mehrerer NASCAR-Rennen pro Jahr. 
NASCAR sagt Dir vielleicht nichts, aber den Film „Cars“ mit Lightning McQueen, Sally, Hook, Doc Hudson, Luigi und all den anderen tollen Flitzern kennst Du ganz bestimmt. 

Den haben wir doch gemeinsam im Kino gesehen. In diesem Film geht es um genau diese berühmten NASCAR-Rennen in Amerika. 

Und Du glaubst es nicht: gleich um die Ecke von dem Hotel, wo wir übernachtet haben, befindet sich ein Museum für NASCAR-Autos. 

Luisa, ich habe meine Düsenmutti natürlich sofort gefragt, ob wir dahin gehen können, und stell Dir vor: sie hat ja gesagt. 
Das Museum war voll cool. Zuerst konnte man in einem Kino sehen, wie diese Rennen überhaupt entstanden sind. Das war 1948. 
Vor 67 Jahren war es in Amerika verboten Schnaps herzustellen und zu verkaufen. Da lieferten sich Schmuggler und Polizisten oft waghalsige Rennen woraus diese großen Autorennen entstanden. So sahen die Autos damals aus 
Und so sehen die heute aus: viel mehr wie Lightning McQueen und viel bunter. 

Am schönsten fanden Anu und ich die Autos aus den 70er und 80er Jahren. Die waren so schön bunt und „bullerich“. Guck mal: 
Interessant waren auch die Informationen des Drumherums dieser großen NASCAR-Rennen. Hier kann man z.B. einen Blick in die Rennwagentransporter werfen. Im Film Cars ist das „Mack“. 

Ganz schön groß so ein Transporter. Unten findet man den Wohnbereich für die Rennfahrercrew und so manche Ersatzteile. 

Das sieht ein bisschen aus wie in einer Flugzeugküche, finde ich. Oben wird das Rennauto samt kleiner Werkstatt transportiert. 

Immer mit dabei sind auch so kleine fahrbare Tribünen damit das Rennteam immer den Überblick behält. 
Ebenfalls in diesem Teil des Museums steht ein Automodell an dem Kinder - und natürlich auch Erwachsene  – einen Boxenstopp ausprobieren können. Wagenheber betätigen, Reifen wechseln und gleichzeitig auftanken. Einige Kids haben das getestet und waren ganz schön flink. 

Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen. 

Wir mussten zurück ins Hotel, damit Anu rechtzeitig ihren Koffer für den Rückflug packen und wir noch ein kleines Mittagsschläfchen machen konnten. 

Der Rückflug sollte nämlich ein Nachtflug sein und das ist wegen der ungewöhnlichen Arbeitszeit immer ein wenig anstrengend. Aber dank des Vorschlafens und der tollen Crew war dieser Rückflug fast ein Kinderspiel.
Zum Schluss gab es dann nochmal ein Highlight: Michaela und Sofie haben mit der Charlotte-Reise ihren allerersten Flug als Flugbegleiterinnen absolviert. 

Und weil sie das ganz toll gemacht haben, hat sich die gesamte Crew nach dem Aussteigen der Gäste vorne in der First Class getroffen, um den beiden zu gratulieren. 
Außerdem haben wir alle zusammengelegt, Kristina hat in Charlotte eine kleine Erinnerung an den ersten Umlauf besorgt und eine weitere Kollegin eine schöne Kette aus Plomben, allerlei Nützlichem und Wischtüchern gebastelt auf denen alle Kollegen unterschrieben haben. Das ist bei der Lufthansa so Tradition. Jeder Flugbegleiter hat zum Einstand einmal eine solche Trophäe erhalten. 
Ach Luisa, das Flugbegleiterdasein ist so spannend und vielseitig und die Kollegen sind immer so nett. Da überlege ich schon so manches Mal, ob ich das vielleicht später nicht auch mal machen möchte.

Viele liebe Grüße und bis bald

dein Lu

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