Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Montag, 27. April 2015

Osaka - Hirschen, Tempel und der enge Weg ins Nirwana

Liebe Luisa!



Diesmal hat mich meine Reise nach Osaka in Japan verschlagen. In Japan war ich ja schon mal, deswegen kannte ich mich an Bord schon ganz gut aus.

Meine Düsenmutti war diesmal eine Purser-Düsenmutti genauer gesagt eine P1. Ich weiß gar nicht, ob ich dir das schon mal erklärt habe.

Auf der Langstrecke gibt es immer zwei Purser. Den oder die P2 und den oder die P1. Wobei die P2 die Chefin der Kabine auf dem Flug ist und die P1 die Vertretung.

Zuerst fand ich es sehr komisch, dass der Chef die Nummer 2 hat und nicht die 1. Das hängt aber mit den Streifen an der Uniform zusammen. Je mehr Streifen man hat, desto wichtiger ist man. So ähnlich wie im Cockpit auch, da hat der Pilot ja auch 4 Streifen und der Copilot 3.
Der P1 hat also einen breiten und einen schmalen Streifen an der Uniform und der P2 einen breiten und 2 schmale Streifen.  Das "Büro" des P2 auf der Langstrecke heißt PCC.

Wir haben zusammen im PCC (Purser Control Center-da sind ganz viele Schalter und Knöpfe für Dinge wie Licht, Temperatur und Sitzfunktionen) überprüft, ob alles in Ordnung ist und ich durfte ganz allein die Airshow einschalten - das ist eine Weltkarte, auf der die Passagiere jederzeit sehen können, wo genau das Flugzeug gerade ist, wie hoch wir fliegen und wann wir genau landen.


In der Pause durfte ich dann auch im Purserbett schlafen, aber das ist eigentlich gar nicht anders als die anderen Betten, sondern einfach nur das, was am nächsten an der Tür ist.


Dann waren wir nach vielen Stunden endlich in Osaka und nach einer Stunde Busfahrt sind wir im Hotel erst mal schlafen gegangen, denn obwohl es dort gerade Morgen war, war es für die Düsenmutti und mich nach deutscher Zeit mitten in der Nacht. 

Ganz spannend ist es immer wieder, in ein neues Hotel zu kommen und fest zustellen, was in dem fremden Land anders ist als zu Hause. In Japan sind die größten Unterschiede im Badezimmer zu finden: zum Aufdrehen des Wassers am Waschbecken musste man den Hebel nach unten drücken und ganz lustig sind die Toilettensitze: Die sind beheizt, wenn man sich drauf setzt, geht ein kleiner Ventilator an, der schlechte Gerüche absaugt und wenn man nach dem "Geschäft" auf einen Knopf drückt, fährt eine kleine Dusche aus, die einem den Popo abduscht. Das fand ich ganz lustig!



Nach ein paar Stunden Schlaf waren wir ganz schön hungrig und sind erst mal in der Nähe vom Hotel ein bisschen herumgelaufen und haben uns alles angeguckt. Das war vielleicht ein Gewimmel von Menschen. 

Ich hab auch direkt tolle Sachen zu essen gefunden, es war aber leider alles nur aus Plastik. 

Da haben meine Düsenmutti und ich uns mit ein paar Kolleginnen getroffen, die sich gut auskannten und sind Sushi Essen gegangen. 


Da führen am Tisch Fließbänder vorbei, von denen man sich die Teller runter nimmt und am Tisch hat man einen Bildschirm, auf dem man durch Drücken der entsprechenden Tasten noch andere Sachen bestellen kann. 


Das Restaurant war sehr groß und wir haben uns gefragt, wie lange es wohl dauert, bis das Fließband eine komplette Runde gedreht hat. Wir haben dann auf einen Teller, auf dem Kleine Würstchen lagen (die werden selten gegessen, da man, wenn man Sushi Essen geht, eher Lust auf Fisch hat) einen winzigen Schnipsel einer Serviette gelegt und die Zeit genommen. 

Obwohl das Restaurant nur halb besetzt war und deshalb das Fließband nicht durch den ganzen Laden führte, brauchte es 12 Minuten, bis die "Schnipselwurst" wieder vorbei kam!

Wir sind lange sitzen geblieben und haben danach noch in einer Bar etwas getrunken, damit man nicht zu früh wieder schläft. Da die Düsenmuttis ja nach der zweiten Nacht frühmorgens einen anstrengenden Rückflug haben, ist es wichtig, so zu planen, dass man in der zweiten Nacht gut schläft! Also in der ersten spät ins Bett und am Morgen früh wieder raus!

Meine Düsenmutti und ihre Kollegin die P2 von diesem Flug, haben zusammen einen Ausflug nach Nara gemacht. War ganz schön lustig und ich habe mich sehr gefreut. Die P2 kannte ich nämlich auch schon von einer meiner Reisen. Wir waren zusammen in Toronto an den Niagarafälle. Das ist eine ganz Liebe.

Nara war sehr interessant und ich habe wieder viel gelernt. Es ist eine ehemalige Königsstadt (vor 1200 Jahren), die zum Weltkulturerbe zählt. Das Schöne dort ist, dass dort überall Rehe und Hirsche herumlaufen. 

Das liegt daran, dass es vor hunderten Jahren dort eine Familie gab, in deren Wäldern niemand diese Hirsche jagen durfte. Daher haben sie die Scheu vor Menschen verloren. Außerdem wurde der Schrein (so etwas wie eine Kapelle oder ein Tempel; in der Shinto-Religion heißt das eben "Schrein"), den diese Familie zur Ahnenverehrung hatte von Gottheiten bewacht, die auf Hirschen ritten, was dazu führte, dass die Menschen in der Stadt auch die Hirsche als heilig verehrten. 


Jetzt laufen sie heute noch durch die ganze Stadt und versuchen, von den Besuchern Essen zu ergattern und sind manchmal ganz schön frech. Einer wollte sogar mich probieren, und hat mich in den Fuß gebissen. War zum Glück nicht richtig schlimm, hat aber den ganzen Tag etwas weh getan und ich habe mich unwahrscheinlich erschrocken. 

Wir haben uns einige Schreine angesehen und sind durch wunderschöne Parks spaziert.

Sehr gefallen hat mir der Kasuga-Taisha Schrein. 
Dort stehen an den Wegen über tausend steinerne Laternen, in denen Kerzen stehen. Wir haben uns gefragt, ob die dort nur an bestimmten Tagen angezündet werden, oder ob das jeden Abend passiert. Wie lange man wohl braucht, um tausend Kerzen anzuzünden? 


Dort konnte man auch an vielen Stellen für eine kleine Spende Holztäfelchen kaufen, mit einem Wunsch beschriften und um Erfüllung des Wunsches beten. 


Dafür muss man sich zweimal tief verneigen, zweimal in die Hände klatschen, dass Gebet sagen (oder denken) und sich noch einmal verneigen. An einigen Stellen, an denen man diese Holztäfelchen aufhängen konnte, waren auch Gongs angebracht, die geschlagen wurden von jemandem, der sich etwas gewünscht hat. 

Wir haben uns das nicht getraut, weil wir nicht wussten, ob das den Gläubigen vorbehalten war, aber gebetet haben wir trotzdem- besonders für Mia und ihre Familie.



Dann sind wir weitergelaufen zum Tōdai-ji TempelDen fand ich am Beeindruckendsten!


Am Eingangstor stehen zwei hölzerne Wächter, die sind 8m hoch und sahen ganz schön grimmig aus. In der Haupthalle des Tempels sitzt eine Buddha-Statue (der "Daibutsu"), das ist die größte buddhistische Bronzestatue der Welt und der größte sitzende Buddha in Japan.


In der Halle gibt es eine Säule, in der ist ein Loch, das so groß ist, wie das Nasenloch des Daibutsu. Man sagt, wenn man da durch passt, dann geht man nach dem Tod direkt ins "Nirwana" (so ähnlich wie das Paradies. Ein bisschen komplizierter ist es schon, aber das würde jetzt zu lange dauern).

Meine Düsenmutti und ich wollten das versuchen. Ich war ganz zackig durch, aber die Düsenmutti musste ganz schön zappeln, bis sie sich soweit durchgewurschtelt hatte, dass sie sich vorn wieder rausziehen konnte.

Als wir aus dem Tempel kamen, haben wir draußen  eine Statue des Binzuru sitzen sehen. Binzuru war ein Heiler, de aber sehr gerne trank. 



Einmal hatte Buddha ihn zu einer Familie geschickt, um böse Geister zu verscheuchen. Er sollte danach direkt wieder heim kommen, ließ sich aber zum Trinken verleiten, so dass er am Ende ganz betrunken war und die Geister zurückkamen. Daraufhin hat Buddha ihn aus seinem Tempel verstoßen. 


Binzuru bereute alles und folgte Buddha überall hin und saß immer vor seinem Tempel. Später hat Buddha ihm vergeben und ihm auferlegt, dass er auf der Welt bleibt, um zu heilen. Deswegen sitzt er vor vielen buddhistischen Tempeln und die Besucher sollen ihn erst an der Stelle berühren, an der sie Schmerzen haben und dann die gleiche Stelle bei sich berühren und dann werden sie geheilt.
Ich hab das einfach mal versucht, weil mein Fuß ja immer noch weh tat und siehe da- es hat funktioniert!


Dann haben wir uns noch ein bisschen die Stadt angesehen, lustige Dinge zum Essen gekauft und probiert. 

Später am Nachmittag sind dann wieder nach Osaka zurück gefahren, haben uns zum Abendbrot Sushi mit aufs Zimmer genommen und meine Düsenmutti ist noch zum Sport gegangen. 

Danach waren wir so geschafft, dass wir die ganze Nacht bis zum Weckerklingeln geschlafen haben und auf dem Rückflug ganz ausgeschlafen waren!

Ich bin mal gespannt, wie dir die Süßigkeiten schmecken, die ich für dich gekauft habe - Kitkat mit Geschmack von grünem Tee, roten Bohnen oder Käsekuchen....

Bis dann 
dein Lu

©Annika Schüren & Anke Mössner 2015



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