Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Dienstag, 17. April 2018

Lu Düsenbär erlebt sein erstes Kirschblütenfest in Osaka

Liebe Louisa,

ich war wieder fliegen! Jaaa, endlich, ich habe es so vermisst, die Welt zu bereisen, Fliegerluft zu schnuppern, ferne und nahe Länder zu entdecken und meine Uniform wieder anzuziehen! Als ich so in der Galley saß, musst ich die ganze Zeit an das Lied von Marius Müller Westernhagen denken und habe : Ich bin wieder hier, in meinem Revier, war nie wirklich weg, hab mich nur versteckt gesungen, weil ich soooo glücklich war. Ich glaube, das ist den anderen nach einer Zeit ganz schön auf den Geist gegangen, aber ich konnte einfach nicht anders. 



Mein erster Flug ging mit meiner Düsenmutti nach Osaka in Japan und dann auch noch zur schönsten Zeit des Jahres dort! Sakura! Auf deutsch: Kirschblüte. 🌸 Im Frühling blühen in ganz Japan abertausende Kirschbäume, es ist wunderschön. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unglaublich schön das aussieht. Überall Blüten, von weiß über rosa bis zu pink und dieser Duft! Louisa, du hättest es geliebt! Den Duft kann ich dir leider nicht schicken, aber wir haben viele Bilder gemacht. 

Viele Menschen in Japan ziehen ihre schönsten Kimonos an, um unter den Kirschblüten spazieren zu gehen, Picknicks zu machen und Fotos zu schießen. Aber dazu später mehr, erst einmal mussten wir ja hinfliegen.

Meine Düsenmutti arbeitet am liebsten in der Küche, wo alle Vorbereitungen gemacht werden, ich durfte helfen und habe ganz genau zugesehen. Zur Landung durfte ich ins Cockpit und den Piloten über die Schulter schauen! Ist das nicht cool. Ich hätte da den ganzen Flug sitzen können. Der Chef war so nett. 
Das war ganz schön aufregend und es gibt sogar ein Video davon. Im Hotel sind wir zuerst schlafen gegangen, so ein Nachtflug ist ganz schön anstrengend.

Abends sind wir mit der U-Bahn nur schnell in ein Restaurant gefahren, denn am nächsten Tag ging es früh los nach Kyoto! Kyoto war früher die Hauptstadt und ist heute noch das kulturelle Zentrum Japans. 

Es gibt dort viele wichtige buddhistische Tempel und Shinto-Schreine, der Buddhismus und Shinto sind die am weitesten verbreiteten Religionen in Japan. Ein Schrein ist ein "Schatzhaus", wie eine große Schatztruhe. Da werden wichtige Dinge drin aufbewahrt, die dem jeweiligen Gott gehören.  Es ist, als tauche man in eine andere Welt. Alles ist so anders hier. Die Anlagen sind oft sehr groß und die Gebäude ganz anders, als man sie bei uns kennt. Ich fand sie wunderschön.



 Am nächsten Morgen ging es früh los mit meiner Düsenmutti und ihren Kollegen. Auf nach Kyoto. Dort gibt es die schönsten Kirchblüten.  Im Zug habe ich ganz vorne gesessen und alle Japaner und Japanerinnen fanden mich „kawaii“, das heißt „niedlich“ auf japanisch! 


Unser erster Stop war einer der bekanntesten Shinto-Schreine, er
heißt Fushimi Inari Taisha. Er ist berühmt für seine unzähligen Toriis, das sind die scharlachroten Tore, die den Eingang der Shinto-Schreine markieren. Immer wenn meine Düsenmutti ein Foto von mir machte, tönte es von überall: „Kawaii!!“ Dieses Wort vergesse
ich so schnell nicht. Die vielen Tore sehen wunderschön aus, führen durch Wälder den Berg hinauf an kleinen Schreinen vorbei und wieder hinunter zum Hauptschrein.

Nach dieser Kletterpartie fuhren wir mit dem Zug in die Innenstadt, um uns beim Mittagessen für die Kischblütenwanderung zu stärken. Unterwegs habe ich tolle neue Plüschfreunde kennengelernt und dann kamen wir endlich an unserem Ziel an: Der Philosophenweg!

Er führt entlang eines Flusses, der auf beiden Seiten von hunderten Kirschbäumen gesäumt ist. Man fühlt sich wie in einem Meer aus duftenden Blüten und kann den Frühling so richtig spüren. Und es ist wirklich wunderschön. 
Wenn der Wind ein bisschen stärker bläst und die Blüten von den Bäumen weht und sie in der Luft tanzen lässt, sieht es aus, als würde es schneien – duftender, tanzender,Blütenschnee. Wir waren genau zum richtigen Zeitpunkt dort, die Farben der Kirschblüte sind weiß, zartrosa bis hin zu dunklem pink, nach dem langen Winter macht das richtig gute Laune! Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Farben bei Kirschblüten gibt. 

Und dazu die hübschen Kimonos der japanischen Frauen, die habe ich sehr bewundert und durfte mit einigen auch ein Bild machen!
Guck mal wie schön die sind. Eine sah aus, als hätte sie unzählig Kirschbüten auf ihrem Kimono. Den fand ich wunderschön oder wie die Japaner sagen: Kawaii!

Unsere kleine Gruppe konnte sich garnicht satt sehen und so spazierten wir langsam den Fluss hinunter, haben ganz viele Fotos gemacht und uns in ein Café am Flussufer gesetzt. 

Als die Sonne langsam unterging wurde es Zeit nach Osaka zurückzukehren. Wir sind soooo viel gelaufen an diesem Frühlingstag, dass allen die Füße weh taten! Hatte ich ein Glück, daß meine Düsenmutti mich die meiste Zeit getragen hat. Ich saß gemütlich in der Seitentasche des Rucksacks und habe alle Eindrücke dieses wunderbaren Lands aufgesaugt. 

Zurück in Osaka sind wir nach einem schnellen Abendessen schlafen gegangen. Ich war auch ganz schön müde. So viele neue Eindrücke. Die ganze Nacht habe ich von den schönen Kirschblüten geträumt und den wundervollen Duft in der Nase gehabt.

Am nächsten Morgen ging es für uns schon sehr früh zum Flughafen, um wieder nach Hause zu fliegen! Ich wäre gerne noch länger hier geblieben. Das Land und die Menschen sind so faszinierend. Hoffentlich komme ich bald wieder hier hin.

Auf dem Heimflug durfte ich einem japanischen Ehepaar ein Geschenk überreichen! Meine Düsenmutti hatte mitbekommen, dass die beiden an diesem Tag vor 50 Jahren heirateten und somit auf unserem Flug ihre goldene Hochzeit feierten!Kannst du dir das vorstellen? 50 Jahre verheiratet, unglaublich. Ich kenne keinen,der so lange verheiratet ist. Sie waren sehr nett und haben sich richtig gefreut.

An Bord gibt es für solche Anlässe eine Sofortbildkamera und so gibt es jetzt ein Bild von mir und den beiden als Erinnerung. Meine Düsenmutti hat auch noch ein paar dieser Sofortbilder mit mir gemacht. Und schwuppdiwupp war unser Flug auch schon wieder zu Ende.

Es war wie immer viel zu kurz, aber ich freue mich jetzt auf mein nächstes Abenteuer und wohne in der Zwischenzeit am Crew Check-in, wo ich bestens umsorgt werde. Die haben sich auch so gefreut, dass ich wieder fliegen und da warte ich dann, bis es wieder heißt: „Lu Düsenbär, prepare for departure!“

So liebe Louisa, das war mein erster Brief nach so langer Zeit. Du wirst jetzt wieder viele schöne Abenteuer mit mir erleben.

Hab dich lieb, dein Bruder

Lu
















copyright: Sidonie Schmitt und Anke Mössner 2018

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