Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Montag, 27. April 2015

Osaka - Hirschen, Tempel und der enge Weg ins Nirwana

Liebe Luisa!



Diesmal hat mich meine Reise nach Osaka in Japan verschlagen. In Japan war ich ja schon mal, deswegen kannte ich mich an Bord schon ganz gut aus.

Meine Düsenmutti war diesmal eine Purser-Düsenmutti genauer gesagt eine P1. Ich weiß gar nicht, ob ich dir das schon mal erklärt habe.

Auf der Langstrecke gibt es immer zwei Purser. Den oder die P2 und den oder die P1. Wobei die P2 die Chefin der Kabine auf dem Flug ist und die P1 die Vertretung.

Zuerst fand ich es sehr komisch, dass der Chef die Nummer 2 hat und nicht die 1. Das hängt aber mit den Streifen an der Uniform zusammen. Je mehr Streifen man hat, desto wichtiger ist man. So ähnlich wie im Cockpit auch, da hat der Pilot ja auch 4 Streifen und der Copilot 3.
Der P1 hat also einen breiten und einen schmalen Streifen an der Uniform und der P2 einen breiten und 2 schmale Streifen.  Das "Büro" des P2 auf der Langstrecke heißt PCC.

Wir haben zusammen im PCC (Purser Control Center-da sind ganz viele Schalter und Knöpfe für Dinge wie Licht, Temperatur und Sitzfunktionen) überprüft, ob alles in Ordnung ist und ich durfte ganz allein die Airshow einschalten - das ist eine Weltkarte, auf der die Passagiere jederzeit sehen können, wo genau das Flugzeug gerade ist, wie hoch wir fliegen und wann wir genau landen.


In der Pause durfte ich dann auch im Purserbett schlafen, aber das ist eigentlich gar nicht anders als die anderen Betten, sondern einfach nur das, was am nächsten an der Tür ist.


Dann waren wir nach vielen Stunden endlich in Osaka und nach einer Stunde Busfahrt sind wir im Hotel erst mal schlafen gegangen, denn obwohl es dort gerade Morgen war, war es für die Düsenmutti und mich nach deutscher Zeit mitten in der Nacht. 

Ganz spannend ist es immer wieder, in ein neues Hotel zu kommen und fest zustellen, was in dem fremden Land anders ist als zu Hause. In Japan sind die größten Unterschiede im Badezimmer zu finden: zum Aufdrehen des Wassers am Waschbecken musste man den Hebel nach unten drücken und ganz lustig sind die Toilettensitze: Die sind beheizt, wenn man sich drauf setzt, geht ein kleiner Ventilator an, der schlechte Gerüche absaugt und wenn man nach dem "Geschäft" auf einen Knopf drückt, fährt eine kleine Dusche aus, die einem den Popo abduscht. Das fand ich ganz lustig!



Nach ein paar Stunden Schlaf waren wir ganz schön hungrig und sind erst mal in der Nähe vom Hotel ein bisschen herumgelaufen und haben uns alles angeguckt. Das war vielleicht ein Gewimmel von Menschen. 

Ich hab auch direkt tolle Sachen zu essen gefunden, es war aber leider alles nur aus Plastik. 

Da haben meine Düsenmutti und ich uns mit ein paar Kolleginnen getroffen, die sich gut auskannten und sind Sushi Essen gegangen. 


Da führen am Tisch Fließbänder vorbei, von denen man sich die Teller runter nimmt und am Tisch hat man einen Bildschirm, auf dem man durch Drücken der entsprechenden Tasten noch andere Sachen bestellen kann. 


Das Restaurant war sehr groß und wir haben uns gefragt, wie lange es wohl dauert, bis das Fließband eine komplette Runde gedreht hat. Wir haben dann auf einen Teller, auf dem Kleine Würstchen lagen (die werden selten gegessen, da man, wenn man Sushi Essen geht, eher Lust auf Fisch hat) einen winzigen Schnipsel einer Serviette gelegt und die Zeit genommen. 

Obwohl das Restaurant nur halb besetzt war und deshalb das Fließband nicht durch den ganzen Laden führte, brauchte es 12 Minuten, bis die "Schnipselwurst" wieder vorbei kam!

Wir sind lange sitzen geblieben und haben danach noch in einer Bar etwas getrunken, damit man nicht zu früh wieder schläft. Da die Düsenmuttis ja nach der zweiten Nacht frühmorgens einen anstrengenden Rückflug haben, ist es wichtig, so zu planen, dass man in der zweiten Nacht gut schläft! Also in der ersten spät ins Bett und am Morgen früh wieder raus!

Meine Düsenmutti und ihre Kollegin die P2 von diesem Flug, haben zusammen einen Ausflug nach Nara gemacht. War ganz schön lustig und ich habe mich sehr gefreut. Die P2 kannte ich nämlich auch schon von einer meiner Reisen. Wir waren zusammen in Toronto an den Niagarafälle. Das ist eine ganz Liebe.

Nara war sehr interessant und ich habe wieder viel gelernt. Es ist eine ehemalige Königsstadt (vor 1200 Jahren), die zum Weltkulturerbe zählt. Das Schöne dort ist, dass dort überall Rehe und Hirsche herumlaufen. 

Das liegt daran, dass es vor hunderten Jahren dort eine Familie gab, in deren Wäldern niemand diese Hirsche jagen durfte. Daher haben sie die Scheu vor Menschen verloren. Außerdem wurde der Schrein (so etwas wie eine Kapelle oder ein Tempel; in der Shinto-Religion heißt das eben "Schrein"), den diese Familie zur Ahnenverehrung hatte von Gottheiten bewacht, die auf Hirschen ritten, was dazu führte, dass die Menschen in der Stadt auch die Hirsche als heilig verehrten. 


Jetzt laufen sie heute noch durch die ganze Stadt und versuchen, von den Besuchern Essen zu ergattern und sind manchmal ganz schön frech. Einer wollte sogar mich probieren, und hat mich in den Fuß gebissen. War zum Glück nicht richtig schlimm, hat aber den ganzen Tag etwas weh getan und ich habe mich unwahrscheinlich erschrocken. 

Wir haben uns einige Schreine angesehen und sind durch wunderschöne Parks spaziert.

Sehr gefallen hat mir der Kasuga-Taisha Schrein. 
Dort stehen an den Wegen über tausend steinerne Laternen, in denen Kerzen stehen. Wir haben uns gefragt, ob die dort nur an bestimmten Tagen angezündet werden, oder ob das jeden Abend passiert. Wie lange man wohl braucht, um tausend Kerzen anzuzünden? 


Dort konnte man auch an vielen Stellen für eine kleine Spende Holztäfelchen kaufen, mit einem Wunsch beschriften und um Erfüllung des Wunsches beten. 


Dafür muss man sich zweimal tief verneigen, zweimal in die Hände klatschen, dass Gebet sagen (oder denken) und sich noch einmal verneigen. An einigen Stellen, an denen man diese Holztäfelchen aufhängen konnte, waren auch Gongs angebracht, die geschlagen wurden von jemandem, der sich etwas gewünscht hat. 

Wir haben uns das nicht getraut, weil wir nicht wussten, ob das den Gläubigen vorbehalten war, aber gebetet haben wir trotzdem- besonders für Mia und ihre Familie.



Dann sind wir weitergelaufen zum Tōdai-ji TempelDen fand ich am Beeindruckendsten!


Am Eingangstor stehen zwei hölzerne Wächter, die sind 8m hoch und sahen ganz schön grimmig aus. In der Haupthalle des Tempels sitzt eine Buddha-Statue (der "Daibutsu"), das ist die größte buddhistische Bronzestatue der Welt und der größte sitzende Buddha in Japan.


In der Halle gibt es eine Säule, in der ist ein Loch, das so groß ist, wie das Nasenloch des Daibutsu. Man sagt, wenn man da durch passt, dann geht man nach dem Tod direkt ins "Nirwana" (so ähnlich wie das Paradies. Ein bisschen komplizierter ist es schon, aber das würde jetzt zu lange dauern).

Meine Düsenmutti und ich wollten das versuchen. Ich war ganz zackig durch, aber die Düsenmutti musste ganz schön zappeln, bis sie sich soweit durchgewurschtelt hatte, dass sie sich vorn wieder rausziehen konnte.

Als wir aus dem Tempel kamen, haben wir draußen  eine Statue des Binzuru sitzen sehen. Binzuru war ein Heiler, de aber sehr gerne trank. 



Einmal hatte Buddha ihn zu einer Familie geschickt, um böse Geister zu verscheuchen. Er sollte danach direkt wieder heim kommen, ließ sich aber zum Trinken verleiten, so dass er am Ende ganz betrunken war und die Geister zurückkamen. Daraufhin hat Buddha ihn aus seinem Tempel verstoßen. 


Binzuru bereute alles und folgte Buddha überall hin und saß immer vor seinem Tempel. Später hat Buddha ihm vergeben und ihm auferlegt, dass er auf der Welt bleibt, um zu heilen. Deswegen sitzt er vor vielen buddhistischen Tempeln und die Besucher sollen ihn erst an der Stelle berühren, an der sie Schmerzen haben und dann die gleiche Stelle bei sich berühren und dann werden sie geheilt.
Ich hab das einfach mal versucht, weil mein Fuß ja immer noch weh tat und siehe da- es hat funktioniert!


Dann haben wir uns noch ein bisschen die Stadt angesehen, lustige Dinge zum Essen gekauft und probiert. 

Später am Nachmittag sind dann wieder nach Osaka zurück gefahren, haben uns zum Abendbrot Sushi mit aufs Zimmer genommen und meine Düsenmutti ist noch zum Sport gegangen. 

Danach waren wir so geschafft, dass wir die ganze Nacht bis zum Weckerklingeln geschlafen haben und auf dem Rückflug ganz ausgeschlafen waren!

Ich bin mal gespannt, wie dir die Süßigkeiten schmecken, die ich für dich gekauft habe - Kitkat mit Geschmack von grünem Tee, roten Bohnen oder Käsekuchen....

Bis dann 
dein Lu

©Annika Schüren & Anke Mössner 2015



Montag, 20. April 2015

Meine erste Kurzstrecke - 5 Tage, 5 Länder, 18 Flüge, 1988 Passagiere und frühes Aufstehen

Liebe Luisa, 

Puh, das hat ein wenig länger gedauert, aber jetzt kommt meine Geschichte mit meiner Düsenmama Sandra Dibbern. Wir waren 5 Tage zusammen unterwegs, obwohl ich am Anfang gedacht habe, dass Sandra mich gar nicht abholen kann. 

Niemand war um diese frühe Uhrzeit da, der mich aus meinem Bett holen konnte. Ich habe schon gezittert, aber dann kam sie. Ich war bärenglücklich.

Wisst Ihr was? Ich war nicht der Hahn, sondern der Bär im Korb, bis auf Klaus und Martin (so hießen der Kapitän und der Copilot), waren nur Mädels in der Crew. Neben Sandra waren da noch Beate, Tanja, Sabine und Michelle. 

Sandra, Beate, Tanja und ich waren die Stammcrew, Sabine und Michelle waren unsere Springer. Das heißt, sie unterstützen die Crew auf bestimmten Strecken oder wenn es ein größeres Flugzeug ist. Das kommt nämlich auf der Kurzstrecke häufig vor, dass man das Flugzeug wechseln muss. 

Ich kenne ja jetzt schon ganz große Flieger, dagegen sieht der A319/320/321 total mini aus. Es gibt auch nur einen Gang, und es passen viel weniger Passagiere rein. Trotzdem wird es oft sehr eng. Man hat ja kaum Möglichkeit zum Ausweichen. Aber das war auch mal total spannend.   

Die Crews sind viel kleiner und man hat eben auch Springer dabei, die nur einen Flug oder einen Tag mit der Stammcrew zusammen fliegen. Es ist alles ganz anders.

Dann ging sie los, unsere 5-Tagestour. Wir haben in Birmingham, Prag, Mailand und Hamburg übernachtet. Sind aber jeden Tag auch noch andere Städte angeflogen. Irgendwann weiss man gar nicht mehr, in welcher Stadt man gerade gelandet ist. 

Jeden Morgen mussten wir sooooo früh aufstehen, immer zwischen 4 Uhr und 4.30 Uhr. Wir hatten nämlich eine Frühaufstehertour. Es gibt auch Spätaufstehertouren. Da darf man dann zwar länger Schlafen, kommt allerdings auch erst sehr spät Abends oder Nachts ins Hotel. Ich war immer so bärenmüde, hab mich aber jeden Morgen auf meine Mädels gefreut. 

Ich habe mit meiner Düsenmama mal die Flüge zusammengezählt. Es waren 18 Flüge, also 18x starten und 18x landen. Wir haben insgesamt 210 Passagiere in der Business Class und 1778 Passagiere in der Economy Class betreut. Kannst Du Dir das vorstellen Luisa? Sooo viele Passagiere, so viele verschiedene Sprachen und 5 Länder in 5 Tagen. Das war ein Abenteuer. 

Am ersten Tag waren wir in Birmingham, eine Stadt in Großbritannien. Es war so windig und kalt. Aber meine Düsenmama war schon mal da. Deshalb kann ich Dir Fotos zeigen. Wir waren nur noch schnell etwas essen und dann ging es ins kuschlige Bettchen. 

Am 2. Tag waren wir in Prag. Prag ist die Hauptstadt der Tschechischen Republik und hat weit über 1 Millionen Einwohner. So viele Nullen, die zu einer Million gehören, kann ich noch gar nicht malen Louisa. 

Das Hotel liegt an einem Hang, man fährt mit einer Seilbahn zum Hotel. 

Das war so spannend und hat ein wenig in meinem Bärenmagen gekribbelt. Dann habe ich aber gemerkt, das war mein Bärenhunger. 

Und so bin ich mit den Mädels essen gegangen. 

Leider konnte ich die Speisekarte überhaupt nicht lesen. Habe zuerst gedacht, das ist, weil ich so müde war. Das war aber nicht der Grund. Es stand alles in Tschechisch da. 

Da habe ich lieber mal die Düsenmutti bestellen lassen, die war ja schon öfter hier. Das war ein sehr guter Entschluss. Lecker war es. 

Am 3. Tag waren wir in Mailand. Mailand ist die zweitgrößte Stadt Italiens. 

Das Wetter war so schön, wir sind noch ein wenig raus gegangen, haben Fotos gemacht, und dann waren wir lecker Pizza essen. Echte italienische Pizza in Italien. So cool! 

Louisa, wir haben so tolle Fotos gemacht. Auch wenn ich nicht so viel Zeit in den ganzen Städten hatte. Das ist anders als auf der Langstrecke. Man ist nur über Nacht in der jeweiligen Stadt. 

Manchmal hat man gar keine Zeit irgendetwas zu machen. Man ist ja schon so lange unterwegs und  so früh aufgestanden. Da ist man dann oft froh, wenn man einfach nur ins Bett gehen kann.  

Luisa, weißt Du was ich machen durfte? Einen Outside Check, zusammen mit Martin, dem Copiloten. Ich war so unglaublich stolz und aufgeregt. 

Konnte gar nicht glaube, als er gefragt hat, ob ich mitkommen möchte. 

Ein Outside Check wird für jedem Start gemacht. Wenn wir also vier Starts an dem Tag hatten, dann müssen also auch vier Outside Checks gemacht werden. 

Als Erstes muss man sich immer eine Weste anziehen. Die ist ganz leuchtend grün oder gelb, damit man auch draußen gesehen wird.

Das ist schon gefährlich auf dem Vorfeld. So heißt der Bereich des Flughafens, wo die Flugzeuge stehen und abgefertigt werden. 
Es fahren dort so viele Autos, Spezialfahrzeuge und LKW rum. 

Das Catering-Auto, welches das Essen bringt, der Toilettenwagen, der dafür sorgt, dass jeder wieder auf die Toilette gehen kann, die Container, die in den Bauch des Fliegers kommen und der Tankwagen. Da ist ganz schön was los. 


Martin hat mir alles genau erklärt. Wir haben geschaut, ob alle Teile am Flugzeug sind, dass es keine Beulen oder Dellen hat. 

Auf dem Boden haben wir geschaut, dass unser Flugzeug auch keine Flüssigkeiten verliert, wie zum Beispiel Kerosin. Das ist das Benzin für das Flugzeug. 
Das Fahrwerk, die Reifen und Bremsen waren auch okay. 

So viele Reifen, viel mehr als bei unserem Auto und viel größer. Dann haben wir in die Triebwerke geschaut. Alles okay. Die Steuerung für die Flügel war auch in Ordnung. 

Ich habe Martin Löcher in den Bauch gefragt. Er hat mir alles gezeigt, erklärt, ich durfte sogar die Kopfhörer aufsetzen und von unten mit dem Kapitän sprechen. 


Aber auch bei den Mädels gab es einiges zu tun im Transit. So nennt man die Zeit zwischen den einzelnen Flügen. 

Da gab es Zeitungen auszulegen, damit unsere Passagiere auch was zu lesen hatten. 

Das Reinigungsteam hat den Flieger immer schön gesäubert, da bleibt schon manchmal ganz schön viel Müll zurück. 

Mama würde manchmal schimpfen, wenn wir so unser Zimmer hinterlassen. 

Gut, dass es die fleißigen Menschen gibt, die alles ganz schnell aufräumen. Das Flugzeug steht nie lange auf der Parkposition. 

Es muss also alles reibungslos Ablaufen. Es wird ent- und beladen, betankt, von innen gesäubert, neues Essen und Getränke werden beladen und vieles, vieles mehr. Das alles passiert in ca. 30-40 Minuten. Unglaublich, oder? Und dann kommen auch schon die neuen Gäste. 


Unsere letzte Übernachtung war in Hamburg. Hamburg ist eine Hansestadt, mit ganz viel Wasser, vielen Brücken. Es sind 2500!!! 

So viele, da braucht man ganz schön lange, um die alle zu überqueren. Dort fahre ich sofort wieder hin, bzw fliege. 

Es ist eine so tolle Stadt und vor allen Dingen kann ich dann meine Düsenmutti besuchen. Sie wohnt da nämlich.  

Ich war ganz schön kaputt am Ende, aber es war so eine tolle Tour. Ich habe viel gelernt, viel gearbeitet, aber wir hatten auch eine Menge Spaß. Kurzstrecke ist ganz anders als Langstrecke. 

Man hat kaum Zeitverschiebung, aber man ist quasi nur unterwegs. Viele Starts und Landungen pro Tag, immer wieder die Trolleys auf- und abbauen. Wenig Zeit und viele verschiedenen Städte. 


Liebe Louisa, ich freue mich auf Dich und sage wie in Hamburg: „Tschüss“.

                                   dein Lu



©Sandra Dibbern & Anke Mössner 2015


Dienstag, 7. April 2015

Mexico - Geschichte, Kunst, gutes Essen und dünne Luft

Holá Luisa,diesmal schreibe ich dir von meinem Flug nach Mexico City. Es war so aufregend! Mexico City ist die Hauptstadt von Mexiko, hier wohnen 8,8 Millionen Einwohner. Ganz schön viel, oder?  Hier spricht man Spanisch. Deshalb auch Holá, das heißt Hallo.

Die Stadt liegt 2310 m über dem Meeresspiegel. Das ist sehr hoch und der Sauerstoffgehalt ist geringer. Das macht sehr müde und schlapp. Deshalb muß man hier ganz viel trinken, damit man keine Kopfschmerzen bekommt (sagt meine Düsenmutti). 

Joggen gehen sollte man auch nicht unbedingt. Da kommt man ganz schnell aus der Puste, wenn man so wenig Sauerstoff in der Luft nicht gewöhnt ist. Hätte man mir besser auch mal vorher gesagt. Ich war am jappsen, wie ein alter Seebär. 


Es war ein sehr langer Flug (10:55 Std), aber die Crew von meiner Düsenmutti Cornelia war so witzig und lieb, sodass die Zeit wie im Fluge Zeit. 


Johannes, einer der lieben Kollegen meiner Düsenmama, hat mir sogar einen ganz tollen Hut gebastelt . 

Das Model "Kaffee-Tee" aus der aktuellen "Über-den-Wolken-Kollektion" von Johannes.
Haute Couture am Himmel. Tja, da kommt Lagerfeld und Co. nicht mit. 


Wir haben so gelacht und sehr viel rumgealbert, ich durfte sogar auch telefonieren oder in köstlichen Keksen baden. 
Ein Traum wurde wahr. Wer möchte nicht mal in Keksen baden.

Trotzdem war es sehr anstrengend, und ich war froh, dass wir auch auf diesem Flug die Möglichkeit hatten, uns in den gemütlichen Betten mal auszuruhen. 

Meine kleine Tatzen taten so weh. Ich weiß nicht, wieviele Kilometer ich auf diesem Flug gelaufen bin. Der Flug ist schon sehr lang und die Gäste haben viele Wünsche, die wir ihnen sehr gern erfüllt haben. Das ist ganz schön anstrengend. Sollte man gar nicht glauben. 


Obwohl wir nach der Ankunft alle sehr erledigt waren, sind ein paar von der Crew noch in ein Lokal direkt um die Ecke des Hotels gegangen und haben noch etwas gegessen und getrunken. 
Das war lecker sag ich Dir! Mexikanisches Essen ist wirklich sehr lecker!  

Da gibt es unter anderem leckere Nachos mit ganz köstlichen, verschiedenen Dips. Luisa, da hätte ich mich rein knien können. Habe ich aber nicht gemacht, wollte den anderen ja nicht den Appetit verderben. 


Das müssen wir mal zu Hause machen. Du wirst es lieben! Das verspreche ich dir. Ich habe ganz frische Avocados von hier mitgebracht. Ich werde dir davon die beste Guacamole machen, die du je gegessen hast. Großes Bären-Ehrenwort. Es gab dann noch Gambas mit frischem Gemüse. Lecker!



Später am Abend sind wir dann  erschöpft  in unser Bett gefallen. Diesmal war es so cool. Du, stell Dir vor, ich brauchte gar nicht alleine schlafen. 


Der Sohn meiner Düsenmutti hatte ihr eines seiner Kuscheltiere mitgegeben, Mr. Mouse und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. 


Haben noch so viel Blödsinn im Bett gemacht. Kissenschlacht, rum gehüpft, Saltos und und und. Kennst mich ja. Das ging eine ganze Zeit lang gut, bis die Düsenmutti meinte, dass jetzt Ruhe sei. 


Ups. Dann haben wir uns brav in die Kissen verkrochen und tief und fest geschlafen.



Am nächsten Morgen gab es etwas ganz Besonderes. Ich habe gedacht, ich träume das. Ich bin aufgewacht, weil es auf einmal ganz wunderbar und intensiv nach köstlichem Kaffee geduftet hat. Meine Düsenmutti ist Italienerin, und hatte ihre eigene Espressomaschine dabei. Das war eine tolle Überraschung!

Kannst du dir vorstellen, wie blöd ich aus der Wäsche geguckt habe. Mr. Mouse kannte das ja schon, der musste sich den Bauch halten vor lauter Lachen. So komisch muss ich ausgesehen haben. Bin froh, dass die Düsenmutti nicht in dem Moment auf den Auslöser gedrückt hat.  


Wir haben erst Mal gemütlich leckeren Espresso im Bett getrunken. Köstlich! Genau die richtige Art den Tag zu starten. Könnte ich mich glatt dran gewöhnen.


Dann waren wir mit einer anderen Düsenmutti, die einen Tag vor uns ankam, lecker frühstücken. Es gab ganz frische Säfte und wieder so leckeres Essen!

Luisa ich glaube nach meinem Praktikum, bin ich ein Riesenbär. Soviel gute Sachen, die ich überall esse und trinke, das muss einfach gesund sein.


Den Rest des Tages haben wir viele tolle Dinge unternommen. 

Wir sind auf einen Markt gefahren, wo es jede Menge viele bunte, selbstgemachte Sachen gab. Es war so toll. 


Es gab ganz viele mexikanische Hüte, Sombreros nennt man sie. Es gab sogar welche in meiner Größe. Steht er mir nicht gut?


Die Mexicaner sind so nett, fröhlich und farbenfroh. Sie haben wunderschöne Musik, da bekommt man direkt gute Laune. Diese Musik, die Farben, das Lachen, es steckt direkt an. 


Danach waren wir im Casa Azul. Das ist das Haus von der Künstlerin Frida Kahlo. 

Sie kam von hier und hat die meiste Zeit ihres Lebens in diesem Haus verbracht. 
Heute ist es ein Museum. Es heißt Casa Azul, weil es wunderschön blau angestrichen ist. 
Im Haus waren viele ihrer Kunstwerke. 

Mir hat es draußen besser gefallen. Dort waren schöne Bäume und ein uriger Garten. Die Frida hatte schon einen seltenen Humor. Schau mal, was hier für lustige Kameraden rumstehen.

Danach sind wir zur Tempelanlage Teotihuacán gefahren. Die liegt ca. 45km von Mexico Stadt entfernt. Das war toll. Ich kam mir vor wie ein Abenteurer. 


Es ist eine wirklich alte Stadt. Ihre Blütezeit war so von 100 v. Chr bis 750 n. Chr. Stell dir das mal vor! Die gab es schon vor unserer Zeitrechnung.

Das ist so alt, das kann ich gar nicht glauben. Es gibt dort die berühmten Pyramiden. Ich war sogar auf einer drauf. 


Als wir oben waren, haben wir ziemlich nach Luft geschnappt. Puhhh, ist die Luft hier dünn. Es war ein unglaubliches Gefühl und ich hatte einen so fantastischen Blick. Das werde ich nie vergessen. 

Luisa, ich habe bis jetzt noch nie so etwas Altes und Historisches gesehen. Das hat mich tief beeindruckt. Ich war dort  fast schon ein bisschen ehrfürchtig.

In dieser Anlage ist ein Tunnel zwischen Sonnenpyramide und dem Tempel der gefiederten Schlange. Die Namen fand ich schon so toll. 

Der Tunnel soll der Eingang zur Unterwelt diese Kultur gewesen sein. In dem Tunnel waren über 50.000 Schätze. Edelsteine, Statuen, Muscheln und vieles mehr. Diese Schätze waren fast 2000 Jahre verborgen. Das fand ich so unglaublich.


Es war alles so spannend dort. Ich hätte nie gedacht, dass irgendetwas so lange halten kann. Man kann noch ganz viel erkennen. Unglaublich, was die Menschen damals schon erschaffen haben. Ich frage mich, was man in 2000 Jahren noch von uns findet. 


Ach Luisa, das ist so unglaublich aufregend. Stell dir mal vor, man würde meine Reisebriefe und die Fotos finden. Wäre das nicht cool!

Es war ein wunderschöner und anstrengender Tag und zum krönenden Abschluss gab es wieder leckeres Essen. Gut, dass ich so ein dickes Fell habe, und es somit nicht so schnell auffällt, wenn ich ein paar Gramm zunehme … Nach den ganzen Eindrücken, die an diesem Tag auf mich eingeprasselt sind, bin ich im Hotel sofort eingeschlafen. Ich habe ganz wilde Sachen geträumt. 


Diese vielen Informationen muss mein kleines Bärengehirn erst Mal verarbeiten und sortieren. 

Ich habe so viele neue Eindrücke und ich werde immer verwirrter, was ich später mal werden möchte. Forscher, Pilot, Koch, Flugbegleiter, Geschichtenerzähler oder, oder, oder….. 


Ich bin so froh, dass wir ausgemacht haben, dass ich dir alles schreibe. Ich habe Angst, dass ich sonst einige dieser unglaublichen Abenteuer vielleicht vergessen würde. So viele faszinierende Sachen, kann man sich einfach nicht alle merken. Verwahr alle Briefe! Dann können wir immer wieder in meinen Abenteuern stöbern. 


Weißt du, was mir noch aufgefallen ist. Es gibt in den Ländern auch so unterschiedliche Tiere und Vögel. Spatzen und Tauben habe ich bis jetzt aber in jedem Land gesehen. Das fand ich lustig, aber es gibt ganz tolle andere Vögel überall. 


Sie sind viel bunter und sie singen ganz anders, als die, die wir bei uns haben. Ich habe einen klitzekleinen Kolibri hier gesehen. Luisa, der ist so winzig und so schön. Faszinierend, was für schöne Dinge die Natur erschaffen hat. 

Ich erlebe wirklich so viel schöne Sachen und hoffe, dass Du viel Spaß an meinen Geschichten findest.


Bis hoffentlich ganz bald Luisa


Hasta luego!



dein Lu



©Cornelia Pasquino & Anke Mössner 2015