Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Montag, 20. April 2015

Meine erste Kurzstrecke - 5 Tage, 5 Länder, 18 Flüge, 1988 Passagiere und frühes Aufstehen

Liebe Luisa, 

Puh, das hat ein wenig länger gedauert, aber jetzt kommt meine Geschichte mit meiner Düsenmama Sandra Dibbern. Wir waren 5 Tage zusammen unterwegs, obwohl ich am Anfang gedacht habe, dass Sandra mich gar nicht abholen kann. 

Niemand war um diese frühe Uhrzeit da, der mich aus meinem Bett holen konnte. Ich habe schon gezittert, aber dann kam sie. Ich war bärenglücklich.

Wisst Ihr was? Ich war nicht der Hahn, sondern der Bär im Korb, bis auf Klaus und Martin (so hießen der Kapitän und der Copilot), waren nur Mädels in der Crew. Neben Sandra waren da noch Beate, Tanja, Sabine und Michelle. 

Sandra, Beate, Tanja und ich waren die Stammcrew, Sabine und Michelle waren unsere Springer. Das heißt, sie unterstützen die Crew auf bestimmten Strecken oder wenn es ein größeres Flugzeug ist. Das kommt nämlich auf der Kurzstrecke häufig vor, dass man das Flugzeug wechseln muss. 

Ich kenne ja jetzt schon ganz große Flieger, dagegen sieht der A319/320/321 total mini aus. Es gibt auch nur einen Gang, und es passen viel weniger Passagiere rein. Trotzdem wird es oft sehr eng. Man hat ja kaum Möglichkeit zum Ausweichen. Aber das war auch mal total spannend.   

Die Crews sind viel kleiner und man hat eben auch Springer dabei, die nur einen Flug oder einen Tag mit der Stammcrew zusammen fliegen. Es ist alles ganz anders.

Dann ging sie los, unsere 5-Tagestour. Wir haben in Birmingham, Prag, Mailand und Hamburg übernachtet. Sind aber jeden Tag auch noch andere Städte angeflogen. Irgendwann weiss man gar nicht mehr, in welcher Stadt man gerade gelandet ist. 

Jeden Morgen mussten wir sooooo früh aufstehen, immer zwischen 4 Uhr und 4.30 Uhr. Wir hatten nämlich eine Frühaufstehertour. Es gibt auch Spätaufstehertouren. Da darf man dann zwar länger Schlafen, kommt allerdings auch erst sehr spät Abends oder Nachts ins Hotel. Ich war immer so bärenmüde, hab mich aber jeden Morgen auf meine Mädels gefreut. 

Ich habe mit meiner Düsenmama mal die Flüge zusammengezählt. Es waren 18 Flüge, also 18x starten und 18x landen. Wir haben insgesamt 210 Passagiere in der Business Class und 1778 Passagiere in der Economy Class betreut. Kannst Du Dir das vorstellen Luisa? Sooo viele Passagiere, so viele verschiedene Sprachen und 5 Länder in 5 Tagen. Das war ein Abenteuer. 

Am ersten Tag waren wir in Birmingham, eine Stadt in Großbritannien. Es war so windig und kalt. Aber meine Düsenmama war schon mal da. Deshalb kann ich Dir Fotos zeigen. Wir waren nur noch schnell etwas essen und dann ging es ins kuschlige Bettchen. 

Am 2. Tag waren wir in Prag. Prag ist die Hauptstadt der Tschechischen Republik und hat weit über 1 Millionen Einwohner. So viele Nullen, die zu einer Million gehören, kann ich noch gar nicht malen Louisa. 

Das Hotel liegt an einem Hang, man fährt mit einer Seilbahn zum Hotel. 

Das war so spannend und hat ein wenig in meinem Bärenmagen gekribbelt. Dann habe ich aber gemerkt, das war mein Bärenhunger. 

Und so bin ich mit den Mädels essen gegangen. 

Leider konnte ich die Speisekarte überhaupt nicht lesen. Habe zuerst gedacht, das ist, weil ich so müde war. Das war aber nicht der Grund. Es stand alles in Tschechisch da. 

Da habe ich lieber mal die Düsenmutti bestellen lassen, die war ja schon öfter hier. Das war ein sehr guter Entschluss. Lecker war es. 

Am 3. Tag waren wir in Mailand. Mailand ist die zweitgrößte Stadt Italiens. 

Das Wetter war so schön, wir sind noch ein wenig raus gegangen, haben Fotos gemacht, und dann waren wir lecker Pizza essen. Echte italienische Pizza in Italien. So cool! 

Louisa, wir haben so tolle Fotos gemacht. Auch wenn ich nicht so viel Zeit in den ganzen Städten hatte. Das ist anders als auf der Langstrecke. Man ist nur über Nacht in der jeweiligen Stadt. 

Manchmal hat man gar keine Zeit irgendetwas zu machen. Man ist ja schon so lange unterwegs und  so früh aufgestanden. Da ist man dann oft froh, wenn man einfach nur ins Bett gehen kann.  

Luisa, weißt Du was ich machen durfte? Einen Outside Check, zusammen mit Martin, dem Copiloten. Ich war so unglaublich stolz und aufgeregt. 

Konnte gar nicht glaube, als er gefragt hat, ob ich mitkommen möchte. 

Ein Outside Check wird für jedem Start gemacht. Wenn wir also vier Starts an dem Tag hatten, dann müssen also auch vier Outside Checks gemacht werden. 

Als Erstes muss man sich immer eine Weste anziehen. Die ist ganz leuchtend grün oder gelb, damit man auch draußen gesehen wird.

Das ist schon gefährlich auf dem Vorfeld. So heißt der Bereich des Flughafens, wo die Flugzeuge stehen und abgefertigt werden. 
Es fahren dort so viele Autos, Spezialfahrzeuge und LKW rum. 

Das Catering-Auto, welches das Essen bringt, der Toilettenwagen, der dafür sorgt, dass jeder wieder auf die Toilette gehen kann, die Container, die in den Bauch des Fliegers kommen und der Tankwagen. Da ist ganz schön was los. 


Martin hat mir alles genau erklärt. Wir haben geschaut, ob alle Teile am Flugzeug sind, dass es keine Beulen oder Dellen hat. 

Auf dem Boden haben wir geschaut, dass unser Flugzeug auch keine Flüssigkeiten verliert, wie zum Beispiel Kerosin. Das ist das Benzin für das Flugzeug. 
Das Fahrwerk, die Reifen und Bremsen waren auch okay. 

So viele Reifen, viel mehr als bei unserem Auto und viel größer. Dann haben wir in die Triebwerke geschaut. Alles okay. Die Steuerung für die Flügel war auch in Ordnung. 

Ich habe Martin Löcher in den Bauch gefragt. Er hat mir alles gezeigt, erklärt, ich durfte sogar die Kopfhörer aufsetzen und von unten mit dem Kapitän sprechen. 


Aber auch bei den Mädels gab es einiges zu tun im Transit. So nennt man die Zeit zwischen den einzelnen Flügen. 

Da gab es Zeitungen auszulegen, damit unsere Passagiere auch was zu lesen hatten. 

Das Reinigungsteam hat den Flieger immer schön gesäubert, da bleibt schon manchmal ganz schön viel Müll zurück. 

Mama würde manchmal schimpfen, wenn wir so unser Zimmer hinterlassen. 

Gut, dass es die fleißigen Menschen gibt, die alles ganz schnell aufräumen. Das Flugzeug steht nie lange auf der Parkposition. 

Es muss also alles reibungslos Ablaufen. Es wird ent- und beladen, betankt, von innen gesäubert, neues Essen und Getränke werden beladen und vieles, vieles mehr. Das alles passiert in ca. 30-40 Minuten. Unglaublich, oder? Und dann kommen auch schon die neuen Gäste. 


Unsere letzte Übernachtung war in Hamburg. Hamburg ist eine Hansestadt, mit ganz viel Wasser, vielen Brücken. Es sind 2500!!! 

So viele, da braucht man ganz schön lange, um die alle zu überqueren. Dort fahre ich sofort wieder hin, bzw fliege. 

Es ist eine so tolle Stadt und vor allen Dingen kann ich dann meine Düsenmutti besuchen. Sie wohnt da nämlich.  

Ich war ganz schön kaputt am Ende, aber es war so eine tolle Tour. Ich habe viel gelernt, viel gearbeitet, aber wir hatten auch eine Menge Spaß. Kurzstrecke ist ganz anders als Langstrecke. 

Man hat kaum Zeitverschiebung, aber man ist quasi nur unterwegs. Viele Starts und Landungen pro Tag, immer wieder die Trolleys auf- und abbauen. Wenig Zeit und viele verschiedenen Städte. 


Liebe Louisa, ich freue mich auf Dich und sage wie in Hamburg: „Tschüss“.

                                   dein Lu



©Sandra Dibbern & Anke Mössner 2015


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