Lu Düsenbär

Lu Düsenbär

Montag, 2. März 2015

Shanghai - Diesmal reise ich leicht!


Liebe Luisa,

wieder habe ich ein bärenstarkes Abenteuer erlebt. Ich war in Shanghai, das liegt in China und ist 8819 km von dir entfernt. Schon merkwürdig. Da fliegt man nur 11 Stunden und ist mit einem Schlag so weit weg von zu Hause. 

Dieses Mal hat mich Düsenmutti Julia mit auf ihren Flug genommen. Angefangen hat die Reise schon in Berlin. Siehst Du mich auf dem Bild am Gate in Berlin Tegel sitzen und warten? 


Da staunst Du, was? Es gibt Flugbegleiter/innen, die wohnen nicht in Frankfurt oder München, wo Lufthansa ihre größten Stationierungsorte hat. Das heißt sie fliegen selbst immer wieder privat, um ihren Dienst anzutreten. 

Und ich sage Dir, dass kann manchmal ganz schön spannend werden. Wie bei uns diesmal.

Da es nicht genügend freie Sitzplätze im Flugzeug gab, haben Julia und ich einen Jump-Seat bekommen. Das ist einer von zwei bis vier möglichen freien Flugbegleitersitzen, die NUR der Kapitän vergeben darf. 

Mann, hatten wir ein Glück! Sogleich ging dann auch, nachdem wir in München angekommen sind, die Reise nach Shanghai los. Wie Du siehst, reise ich heute "leicht". Findest Du mich im Bild? Hihi. 



Ich bin in der Economy geflogen und durfte sogar helfen! Ich habe ein sogenanntes Safttablett vorbereitet. 

Das wird den Gästen alle 30 Minuten in der servicefreien Zeit gereicht, damit auch die Gäste, die z.B. am Fenster sitzen und ihren schlafenden Nachbarn nicht wecken wollen, etwas zu Trinken bekommen während eines solch langen Fluges. 

Darauf stellt man für gewöhnlich Wasser und Saft. Die Passagiere haben sich sehr gefreut und da alle Plätze belegt waren, hatte ich Hilfe beim Austeilen der gefüllten Gläser von ganz lieben Kolleginnen. Nämlich Birgit, Anna, Steffi und Yuan (eine chinesische Kollegin war auch dabei). 

Für den kleinen Hunger zwischendurch gab es auch noch Salzgebäck. 

Nach etwa 3 Stunden durfte ich dann wieder einmal das Crewbett benutzen. Von diesem habe ich Dir schon in meinen letzten Briefen erzählt.

Julia hat mich ganz lieb zugedeckt und mir ein Gute-Nacht-Bussi gegeben, damit ich gut schlafen kann. Es tut immer gut, wenn man für kurze Zeit sich zurück ziehen kann. 


Nach der Pause durfte ich die restliche Flugzeit im Cockpit verbringen. Ist das nicht toll!? Da bin ich super gerne. 

Wir sind über die Mongolei geflogen. Da war es laut Pilot ganz schön kalt. Schau dir wieder diese Farben an. Ich kann mich da nie satt dran sehen. 


Die Landung in Shanghai war auch phantastisch! Die Jungs im Cockpit haben mir so viel gezeigt und erklärt. Ich glaube, ich würde auch gerne Pilot werden. Das ist so spannend. 


Du wirst es nicht glauben, aber der Kapitän wollte sogar unbedingt ein Foto mit mir. Nichts leichter als das! Sieh selbst. Ich finde vier goldene Streifen stehen mir auch sehr gut. Was meinst du?

Der Kapitän hat übrigens immer vier goldene Streifen, der Copilot drei und der Senior First Officer (den gibt es nur auf der Langstrecke) hat einen breiten und zwei schmale Streifen. 



Und was soll ich Dir nun von Shanghai erzählen? Es versinkt im Wasser. Der Regen kommt von oben, unten, seitlich und von vorn und hinten. Nach fünf Minuten Laufen waren wir pitschnass und wir haben uns dazu entschlossen, im Inneren der Gebäude zu bleiben. Schließlich wollten wir nicht krank werden. 

Denn der Wind hat den Regen ganz schön ins Gesicht gepeitscht. Daher konnte man auch nicht viel von den Häusern hier sehen. Ein Grund mehr nochmal wiederzukommen.


Lediglich am Ankunftstag konnte ich aus meinem Zimmer noch etwas erkennen.


Am ersten Abend waren wir typisch chinesisch essen, im 1221. Das ist ein Restaurant in Shanghai. Dort gehen fast alle Crews am Ankunftsabend essen. 

Es gab chinesischen Tee. Ich habe zuerst gedacht, es sei eine Suppe. Hi,hi. Du hättest sehen müssen, wie der Kellner den eingefüllt hat...
Hier wird gerade noch Chinese New Year gefeiert, das bedeutet für die Chinesen lange Ferien und die Stadt ist so leer wie sonst nie! Der Mandarinenbaum, mit den roten Briefen dran, in dem ich sitze ist übrigens ein "Wunsch-Baum". 

In jedem Brief steht ein Wunsch einer Person, der in Erfüllung gehen soll. Ich habe auch einen auf gehangen. Ich wünsche mir, dass wir bald einmal zusammen ein Abenteuer erleben dürfen. Das wäre unglaublich toll!!! 


Wir sind dann noch in Tao Bao City gewesen. 

Das ist der sogenannte Fake-Markt. Dort gibt es einfach alles zu kaufen: Elektronik, Kleidung, Tücher, Taschen, Koffer, Schmuck und vieles, vieles mehr. Du kannst dir nicht vorstellen, was es dort alles gibt.

Schau mal hier. Dieses T-Shirt habe ich gefunden. Ist das nicht süß?
Da ist das Gesicht eines Pandabären drauf. Er ist mit uns verwandt und kommt aus China. Leider gibt es nicht mehr sehr viele Pandas. 

Zum Mittag habe ich Dumplings (eine Art gefüllte Maultasche) gegessen. Die sind sehr lecker und ganz unterschiedlich gefüllt. Die müssen wir unbedingt mal zusammen Essen gehen. 


Mit Stäbchen kann ich ja inzwischen schon essen. 


Abends sind wir zum Thailänder essen gegangen. Als wir dann nach Hause wollten, war es endlich mal für ein paar Minuten trocken, so dass ich ganz schnell den Augenblick genutzt habe, um ein Foto von der Skyline am Bund zu machen.



Kurze Zeit später schüttete es wieder aus Eimern. Am Abflugtag bin ich nur schnell vor die Tür, um mir nochmal Dumplings zu kaufen und da es wieder anfing zu regnen als ob es kein Morgen gäbe, haben Julia und ich uns entschieden, es uns die letzten 2 Stunden im Zimmer gemütlich zu machen.

Mein Ausblick auf ein Shanghai in Nebel und Regen hat mich dazu gebracht, dass ich nochmal hierher möchte. 

Und dann spielt hoffentlich auch das Wetter mit, so dass ich Dir, meine liebe Luisa, viel mehr erzählen und zeigen kann. 

Der Rückflug nach München hat verdammt lang gedauert. Ganze 11:40 Stunden.


 Puh, war ich müde, als ich mit Julia wieder im Flugzeug nach Berlin saß. 


Es war 7 Uhr früh, da ging die Sonne wieder auf.

Und es war sooo kalt, dass die Tragflächen vor dem Flug enteist werden mussten. 


Das ist ganz wichtig, weil Schnee und Eis die aerodynamischen Eigenschaften des Flugzeuges verändern. 

Es braucht dann länger bis es Abheben könnte. Dafür wäre dann aber die Startbahn unter Umständen zu kurz. Also muss das Eis und der Schnee vor dem Start vom Flugzeug entfernt werden. Es sieht toll aus, wenn ein Flugzeug enteist wird. 

Ich nutzte die Zeit und habe mir die Sicherheitsinstruktion durchgelesen. Julia sagt, dass es ganz wichtig ist sich mit den Notausgängen und wo sie sind, vertraut zu machen. Man sollte sich das vor jedem Flug genau anschauen. 

Ein kurzes Bärenschläfchen, später hieß es dann für uns beide Abschied nehmen. Ein wenig traurig waren wir beide. 

Aber sie freut sich auf ihre Familie und ich mich auf Susan. Die nächste Düsenmutti. Auch aus Berlin. Sie nimmt mich mit nach Sao Paulo. Ich freu mich schon drauf. 




Bis dahin meine allerliebste Luisa fühl Dich ganz doll umarmt, ich hab Dich bärenmäßig lieb,

dein Lu



©Julia Seeland & Anke Mössner 2015 

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